Seit ich mich erinnern kann, begleitet mich das Gefühl nicht gut genug zu sein.
Nicht klug genug. Nicht interessant genug. Nicht wichtig genug.
Dieses Gefühl hat mich allerdings stets angetrieben Neues zu lernen, über den Tellerrand zu schauen, meinen Horizont zu erweitern, Wissen auf neue Art miteinander zu verbinden.
Nun hatte ich in der vergangenen Woche meinen 40ten Geburtstag und mir ist twas klar geworden – es ist gar nicht das Gefühl des Nicht-gut-genug-sein, dass mich daran hindert, mein volles Potential auszuschöpfen.
Es ist das Gefühl nicht dazuzugehören und unterschätzt zu werden. Unterschätzt in meinen Fähigkeiten. Unterschätzt in meinem Wissen. Unterschätzt in dem, was ich erreichen kann.
Im Laufe meines Lebens, bin ich vielen Menschen begegnet, die mir gesagt haben, wie unglaublich stark, kreativ, wissbegierig, neugierig und weise sie mich empfinden. Das habe ich stets mit einem Lächeln abgewunken und gemeint, dass wäre doch nichts besonderes.
Sicher ich hab schon gemerkt, dass ich anders denke als die anderen. Und einigen, im gleichen Alter, gedanklich weit voraus bin. Aber das hat mich mehr bedrückt, als gefreut. Denn ich wollte eigentlich nie anders sein. Ich wollte dazugehören. Teil von etwas sein.
In meiner Teenagerzeit war ich ein sogenannter „Cliquenspringer“. So nenne ich jemanden, der nie zu einer einzigen Clique gehört, sondern irgendwie zu jeder Clique.Ich mochte das Verhalten einer Clique nicht. Ich hatte das Gefühl, dass die Mitglieder einer Clique sich gegenseitig davon abhielten, eigenständig und selbständig zu denken. Ich wollte hingegen immer unabhängig und eigenständig entscheiden, was ich tue und was nicht.
Richtig schwierig wird es, wenn Menschen dich nicht einordnen können. Insbesondere im beruflichen Bezug. Mir hat mal jemand in einem Vorstellungsgespräch gesagt:“Ich finde Sie unglaublich interessant, aber ich kann Sie nicht einordnen. Sie passen in keine Schublade.“ Derjenige bezog das auf meine vielseitigen Berufserfahrungen, die aus seinem Blickwinkel her kein sichtbares Ziel anvisierten.
Diese Aussage hat mich zu Nachdenken gebracht. Über meine Ziele. Ich habe lange darüber nachgedacht. Und tue es immer noch. Aber eines ist mir klar geworden: Nur weil ich mein Ziel noch nicht kenne und andere es nicht sehen können, heißt es erstens nicht, dass ich kein Ziel habe. Zweitens, dass ich mich nicht davon abhalte, dieses Ziel zu erreichen und drittens, dass ich mutig genug bin, weiter einen Schritt vor den anderen setzte, um an dieses Ziel zu gelangen!
Columbus wusste auch nicht wohin sein Weg ihn führt. Sicherlich, Indien war sein Ziel, aber angekommen ist er in Amerika. Er hat sich also komplett verfahren. Aber ich finde es überhaupt nicht schlimm, wenn man sich hin und wieder verfährt. Ich denke einfach, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss, um Neues zu entdecken. Ob nun in der Welt oder in sich.
Ich scheue mich nicht, immer wieder aufs Neue einen Schritt zu setzten, ohne zu wissen, ob ich überhaupt festen Boden unter den Füßen haben werde. Und eines hat mich meine Reise bisher gelehrt: Auch wenn ich wanke oder stürze, ich bin bisher immer wieder aufgestanden, hab den Schmutz abgeklopft und bin weitergegangen. Und das werde ich auch in Zukunft tun! Denn ich liebe Überraschungen.
Manchmal dauert es einfach etwas länger, bis man wieder festen Boden erreicht.
Aber aufgeben ist nicht drin.